„Vom Glück der Geliebten“ heisst ein Buch und es war mir eine gute Lektüre, als ich vor etlichen Jahren eine 6-jährige Beziehung als „Geliebte“ hatte. Alleine das Wort „Geliebte“ ist heute für mich befremdend, denn so sehr kann man gar nicht geliebt werden, wenn man nur die Nummer 2 im Leben des Anderen ist. Damals stimmte ich diesen Buch in vielen Aspekten zu, heute hätte ich vieles zu entgegnen.
Ja, es mag schon stimmen, dass man als Geliebte mit dem Anderen fast nur die schönen Seiten des Lebens erlebt – d.h. Sex, Sex und vielleicht ein paar Geschenke, Essen gehen und – das höchste der Gefühle – eine ganze Nacht mit Frühstück (der absolute Höhepunkt im Geliebeten-Status wäre ein Wochende zusammen – davon kann man Jahre zehren). Man hat stressfreie Stunden miteinander, nette Konversation und braucht nicht die Hemden zu bügeln und die Unterhosen zu waschen. Stimmt – ich gebe zu das hat alles seine Vorteile. Es hat solange die Vorteile, solange sich die Geliebte nicht verliebt und mehr will. Es hat solange die Vorteile, wenn der Andere nicht anfängt zu jammern, wie unglücklich er nicht in seiner Beziehung ist und wie gerne er nicht mit dir zusammen wäre, wenn …
Ja – das ist dieses Wörtchen „wenn“!! Da gibt es dann hundert Sätze dazu wie z.B. wegen der Kinder, des Kredites, der gemeinsamen Anschaffungen, der Familie, der Krankheit, … das könnte man endlos fortsetzen und die Geliebte sollte natürlich Verständnis für all diese Gründe haben (denn wenn schon die Andere keine Verständnis für ihn hat, muss es wenigstens die Zweitwahl haben). Und damit fängt es dann mit dem Wörtchen „Verständnis“ an.
Wie weit muss und will man eigentlich Verständnis haben? Auch wenn die Beziehung wirklich nur auf einer sexuellen Basis basiert und keiner den Anderen als Dauerzustand haben möchte. Wie lange macht man gute Miene zum Spiel wenn er zum 4x den Termin fürs Schäferstündchen absagt? Und man dann vielleicht wirklich so dumm ist und kurzfristig die eigenen Termine absagt, nur weil er jetzt ganz spontan könnte …
Oder ist es selbstverständlich (nur bei Singles), dass er bei dir daheim mit Speis + Trank versorgt wird, dein Duschgel + Handtücher verwendet und gar nie auf die Idee kommt, mal etwas mitzubringen, geschweige denn den Kondomvorrat aufzufrischen!
Wenn du dann mal vielleicht etwas rumzickst und erwähnst, dass so ein Flascherl Prosecco mal ganz nett wäre (wer redet denn schon von Blumen, Unterwäsche oder gar Schmuck), kommt netterweise die Antwort „Ja, Baby, wann sollte ich denn einkaufen gehen …“ oder gar „meine Frau kramt immer in meinen Dingen herum, kontrolliert den Einkaufszettel, etc.“
Also, ganz ehrlich so glücklich ist man als Geliebte nicht dran. Wenn diese dann vielleicht wirklich mal keine Lust hat, macht er ihr dann sicherlich ein schlechtes Gewissen und sie windet sich dann, weil sie ja einerseits eine lockere sexuelle Beziehung haben möchte, anderseits macht ihr der Sex soviel Spaß, das man die seltenen Momente dazu eigentlich nützen sollten – oder?
So ist man wahrscheinlich immer in einem Auf und Ab zwischen Höhepunkten und Terminkalender.
Warum ich es damals gemacht habe? Das werde ich wohl nie beantworten können, jedenfalls war es ein Lernprozess für mich. Dieser Lernprozess hat es mir dann leichter gemacht, dass ich als Single mir einen Geliebten genommen habe – und das 7 Jahre lang. Er war verheiratet und er ist gesprungen wenn ich wollte. Und ich gestehe, ich habe das sehr genossen.
Ich hoffe, das sich einige „Geliebte“ (natürlich auch männliche) dazu äußern, weil mich und sicherlich auch viele andere hier Eure Erlebnisse und Meinungen zu dem Thema interessieren würden.
Eure glückliche Ex-Geliebte
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