Was dem Österreicher sein G’spritzter ist, ist dem Deutschen die Schorle. Allerdings ist das beliebte Sommergetränk in Österreich wesentlich verbreiteter als beim nördlichen Nachbarn. Es gibt kaum ein Getränk, das dem Sommer besser steht als der G’spritzte. In Österreich, wo der ‚Spritzer‘ auch erfunden wurde, ist in den letzten Jahren ein wahrer Kult um das Getränk entstanden. Wir haben die wichtigsten Fakten für Euch zusammengetragen.
Der traditionelle Spritzer
Traditionell wird für einen ‚Spritzer‘ oder einen ‚G’spritzen‘ – die Worte werden im Osten Österreichs synonym verwendet – ein junger, frischer Weißwein zu gleichen Teilen mit Soda oder Mineralwasser ‚aufgespritzt‘ – daher auch der Name. In der Steiermark kann man auch ‚Mischung‘ zu dem leichten Sommergetränk sagen; in Wien sind auch die Begriffe ‚Sprühwein‘ und ‚Spritzwein‘ gebräuchlich. In der Gastronomie schwört man darauf, zuerst das Wasser und dann den Wein einzuschenken, damit der Gast als erstes einen kräftigen Schluck Wein nehme, und nicht den Eindruck gewinne, man spare beim Wein.
Ob als Aperitif, als Durstlöscher für zwischendurch oder auch als leichter Speisenbegleiter – ‚der G’spritzte hat immer Saison‘ – wie uns eine erfrischende Werbekampagne einige Jahre lang mitteilte. Das österreichischen Weinmarketing hat in den 90ern sogar ein eigenes Spritzer-Glas designen lassen – ein Weißweinstielglas mit dem Aufdruck ‚Gspritzter‘. Aber auch das traditionelle Henkelglas, wie es beim Heurigen gern serviert wird, ist ideal für den Spritzer geeignet.
Das kleine Spritzer Einmaleins
Damit der G’spritzte auch wirklich mundet, sollte man folgende Grundregeln beachten:
- Der Spritzer muss immer frisch zubereitet werden
- Wein und Wasser müssen kalt sein
- Am Besten schmeckt der Spritzer mit geschmacksneutralem Soda mit ausreichend viel Kohlensäure
- Sollten Sie Mineralwasser verwenden, so sollte es möglichst geschmacksneutral sein
- Wegen des besseren Vermischungsgrades: Schenkt zuerst das Wasser ein und erst dann den Wein
- Zum „Spritzen“ geeignete Weine sind leicht und säurebetont – am besten aus Österreich
- Typische Spritzerweine: Grüne Veltliner, Wiener Gemischter Satz, Neuburger oder Welschriesling
Neben dem traditionellen ‚weißen Spritzer‘ haben sich in den letzten Jahren aber auch einige aufgepptere Spritzervarianten Einzug in die Gastronomie gehalten. Schon bei der Frage, ob ein ‚echter‘ G’spritzer Eiswürfel oder gar Zitronenscheiben braucht, gehen die Meinungen auseinander. Erst recht bei der Beifügung weiteren ‚Schnick-Schnacks’.
Doch dekorative Elemente, die sich zusätzlich geschmacklich bemerkbar machen, sind aus der Spritzerwelt nicht mehr weg zu denken. Beigefügte Minzeblättchen mit oder ohne Hollersaft, Wein mit Limo gespritzt, mit einem Schuss Bitter – sei es nun Aperol oder Campari, mit Veilchen oder Melonenaroma, Blue Curacao, oder Ingwer….. Probiert es doch einfach aus und entscheidet selbst ob ihr beim Klassiker bleiben wollen, oder auch mal Lust auf Abwechslung habt!
Die Verwandten des Spritzers
Die Verwandten des Spritzers sind vielfältig – manche davon wohl nur kurzlebige Mode. Andere Kreationen wiederum sind regionale Spezialitäten – geblieben um zu bleiben! Wir haben eine kurze Zusammenschau für Sie erstellt:
Die urigen Cousins im Henkelglas
- Sommerspritzer: Hierbei handelt es sich um den klassischen Spritzer mit mehr Wasser als Wein – als Steigerung gibt’s dann natürlich auch den Sommer-Sommerspritzer (mancherorts: 1/8 Wein mit 3/8 Soda gemischt) – und den sich selbst erklärenden Winterspritzer☺
- Roter Spritzer: Lange Zeit verpönt, erobert der Rote Spritzer Terrain zurück. Warum auch nicht – ein fruchtiger säurereicher Rotwein mit Soda gemischt ist ein netter Sommerdrink
- Almdudler Rot bzw. Almdudler Weiß, Süßer Gespritzter, süße Mischung, Almspritzer, Liftler oder Tiroler: so nennt man Wein-Mischgetränke mit (Kräuter) Limonade. Ein sommerlicher Dauerbrenner seit vielen Jahren!
Die nobleren Verwandten im Stielglas
- Kaiser Spritzer: Weißwein, Soda, Hollunderblütensirup
- Aperol Spritzer: (oder Sprizz) Weißwein, Aperol, Soda, Zitronen- oder Orangenscheibe – manchmal auch Prosecco mit Soda gespritzt
- Kaiserspritzer: Weißwein, Soda, ein Schuss Hollunderblütensirup
- Hugo: Weißwein, Soda, Hollunderblütensirup, Limitte und Minze (mancherorts wird auch ein Kaiserspritzer mit Prosecco anstatt Wein als Hugo bezeichnet)
- Lillet Spritzer: Weißwein, Soda, Lillet
Exkurs: Lillet ist ein Aperitif aus Weinen (85 %) und Fruchtlikören (15 %). Zur Herstellung der Liköre wird die Schale verschiedener Zitrusfrüchte mehrere Monate lang in Alkohol eingelegt. Der Lillet wird in Eichenfässern gelagert und schmeckt leicht und fruchtig. Der Weinaperitif ist in drei Variationen erhältlich: weiß, rosé und rot und eignet sich wunderbar zum Mischen!
Specials – die exotischen Verwandten, die doch in Wien zu Hause sind …
Die Wiener Gastro Szene ist in den letzten Jahren punkto Spritzer sehr kreativ geworden, und manche Lokale haben gar neue Trends gesetzt: wir haben nur drei der Ideen und Bars stellvertretend für viele herausgegriffen:
- Gurkenspritzer (Cafe Central): Wein, Soda, Gurkensirup
- Wiener Spritzer (Heuer am Karlsplatz): Gemischter Satz, Vermouth, Soda, Zitrone, Thymian
- Ginger Spritzer (Bar Omar): Weißwein, Soda, Ingwer, Gingerbier
Ebenfalls einen Versuch wert: Veilchen- oder Rosenspritzer, Melonen- oder Kirschspritzer…. Doch versuchen Sie sich doch selbst als Trendsetter und probieren Sie Neues aus!
Wichtig: Die guten Grundzutaten! Denn nichts ist deprimierender als ein G’spritzter, der als Endlagerstätte für schlechten Wein missverstanden wird. Doch auch zu ‚guter‘ Wein ist schad’ im Spritzer. Die Nuancen und Feinheiten wirklich ausgezeichneten Weins sind im Gemisch mit eiskaltem Soda nämlich nicht mehr herausschmeckbar und um wirklich edle Tropfen wär’s doch zu schade, wenn man sie spritzen würd‘, anstatt sie pur zu genießen!
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