„Ich war betrunken“, „er hat mich verführt“ und ohnehin hatte das alles „nichts zu bedeuten“. Waren Sie auch schon einmal in der schwierigen Situation, in der Ihnen Ihr Partner einen Seitensprung gebeichtet hat und Sie mit bettelnder Stimme und einem treuen Hundeaugenblick versucht hat, Sie zu überzeugen ihm zu vergeben?
Es war ja nur ein einziges Mal und wenn Sie all ihre Einfühlungsgabe auf ihn konzentrieren, war seine Situation wirklich nicht leicht. Aber wird es wirklich bei diesem einen Mal bleiben?
Oder haben Sie sich selbst bereits einmal als Fremdgeher wiedergefunden?
Die Situation, die sich Ihnen geboten hat, war einfach unglaublich verlockend, Sie waren nicht Herr bzw. Frau Ihrer Sinne und eigentlich lieben Sie Ihren Partner doch! Zählt dieser einmalige Ausrutscher wirklich als Seitensprung? Wenn es für Sie nichts bedeutet hat, lohnt es sich die Beziehung dafür aufs Spiel zu setzen und das Fremdgehen zu beichten?
Auch wenn es nur ein einziges Mal war: Ein begangener Seitensprung stellt eine Beziehung auf eine schwierige Probe. Ist einmal keinmal oder ist einmal, bereits einmal zuviel?
Einmal verzeihen
Seitensprünge sind der häufigste Grund, aus welchem Beziehungen in die Brüche gehen. Es stellt sich die Frage: Kann man einen einmaligen Ausrutscher verzeihen und damit die Beziehung aufrechterhalten?
Auch wenn man sich fest vornimmt, den Partner nicht zu verurteilen und ihm zu vergeben, gestaltet sich die Situation oft schwieriger als erwartet, geht es doch schließlich um einen Vertrauensbruch. Die Eifersucht wird dadurch erheblich geschürt und jedes annährend ähnliche Verhalten wird die alten Gefühle hervorrufen. Man kann sich nie sicher sein, ob sich die Person aufgrund dieses Vorfalls grundlegend ändern wird und in Zukunft treu sein wird.
„Wenn er beteuert, nichts für sie gefühlt zu haben und es wirklich nur ein einziger Ausrutscher war, könnte ich mir vorstellen ihm zu verzeihen“, erzählt die junge Spanierin Ana. Sie würde auf jeden Fall den Versuch starten, ihrem Freund wieder zu vertrauen, aber ob das auch gelingt sei die andere Frage. Ein Seitensprung passiert nicht einfach so. „Man kann noch so betrunken sein, aber in einem bestimmten Moment weiß man einfach, dass man gleich Sex mit jemand anders haben wird und ist sich dessen vollkommen bewusst“, ist Ana überzeugt.
Schlechter Sex
Wahrscheinlich hat jeder eine zweite Chance verdient, vor allem dann wenn der Fremdgänger seinen Ausrutscher beichtet und sich einsichtig zeigt. Schließlich sind wir alle menschliche Wesen mit Fehlern und Schwachpunkten. Doch auch wenn es nur ein einmaliger Ausrutscher war, zeigt der Vorfall doch, das der Betrogene grundsätzlich bereit war verführt zu werden.
Jeder Seitensprung ist ein Zeichen für eine gewisse Unzufriedenheit in der eigenen Beziehung, auch wenn es einer oder vielleicht sogar beide Partner nicht wahrhaben wollen. Der häufigste Grund für Seitensprünge ist jedenfalls die Unzufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben. Und laut einer Studie der Georg-August-Universität in Göttingen sind ganze 85 Prozent der Frauen und 79 Prozent der Männer mit ihrem aktuellen Sexleben unzufrieden.
Ist der Seitensprung einmal passiert und gebeichtet, kann er als Anlass genommen werden, herauszufinden, was in der Beziehung nicht stimmt. Was würde der Beziehung gut tun? Sind beide Partner mit dem gemeinsamen Sexualleben zufrieden und wird über die schönste Nebensache der Welt in der Beziehung überhaupt geredet? Oft ist die sexuelle Unzufriedenheit nur ein Problem mangelnder Kommunikation. Denn wer nicht sagt, was er sich wünscht, wird es nie bekommen und wird es sich eventuell in einer verführerischen Situation von jemand anderem holen, der die Wünsche zu erfüllen verspricht.
Was jedoch, wenn es mit der Reue des Betrügers nicht so weit her ist? Bemerkt der Betrogene, dass für den Partner die eigenen Interessen im Vordergrund stehen und ohne Rücksicht auf die Gefühle des anderen gehandelt wird, wird er sich mit einem verziehenen Seitensprung nur selbst weh tun. Das eine Mal wird dann wohl höchst unwahrscheinlich das einzige Mal bleiben und so sehr man den Partner auch liebt, es hat niemand nötig sich durch einen nicht rücksichtsvollen Partner vorsätzlich wehtun zu lassen.
Zeichen mangelnder Liebe?
„Nichts kann einen Seitensprung rechtfertigen“, ist Baptiste aus Frankreich überzeugt. Einen Seitensprung einfach als ungeschehen betrachten, auch wenn es nur ein einziges Mal war? Niemals – es gibt keine Entschuldigung für Sex mit einem anderen. Und wenn es doch passiert ist? „Ja, natürlich solltest du es beichten. Aber alleine die Tatsache, dass du fremdgegangen bist, zeigt, dass du dich nicht wirklich um deinen Partner scherst.“
Cécile, 24, aus Dänemark war bereits fünf Jahre mit ihrem Freund zusammen, als sie ihn das erste Mal betrog. „Mein Seitensprung hat mir auf drastische Weise klargemacht, dass ich meinen Freund eigentlich nicht mehr liebe.“ Dass man sich in einen anderen verguckt, kommt in den besten Beziehungen vor, meint sie. „Aber erst dass man dieser Versuchung widersteht, zeigt, dass man seinen Partner wirklich liebt. Und auch ein einmaliger Seitensprung hat da nichts zu suchen.“
Sex, einfach nur Sex
In den meisten Fällen assoziert man beim Wort Seitensprung ein geheimes Verhältnis mit einer Flirtbekanntschaft, was aber wenn es sich dabei um eine Geschichte mit einer Prostituierten (oder einem Callboy) handelt? Dabei kann der oder die Betrogene zwar eindeutig ausschließen, dass Gefühle mit im Spiel waren, ob das die Sache aber einfacher macht bleibt dahingestellt.
Dabei ist diese Annahme gar nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen und kommt weit häufiger vor als man annehmen möchte. Auch dass bei diesem Verhalten immer schlechter oder unbefriedigender Sex in der Partnerschaft den Ausschlag gibt sich „professionelle“ Entspannung zu holen ist ganz und gar nicht gesagt.
Es gibt zahlreiche Beispiele, die belegen, dass Partner (meist Männer) in ihrer Beziehung absolut glücklich sind – oder dies zumindest behaupten – auf Sex mit anderen aber nicht verzichten können oder wollen. Um das dann moralisch vor sich selbst rechtfertigen zu können, werden eben Professionelle aufgesucht.
Notorisches Fremdgehen – geschlechterspezifisch?
Eine Studie, in der 2600 heterosexuelle Frauen und Männer, die untreu geworden waren, und 3334 Betrogene befragt wurden, enthüllte interessante Aspekte über die Wiederholungsrate bei Seitensprüngen von Männern und Frauen. 55 Prozent der befragten Frauen und 49 Prozent der befragten Männer gaben an, den Partner zum ersten Mal zu betrügen.
Für 20 Prozent der Frauen, allerdings nur für 17 Prozent der Männer war es bereits das zweite Mal, dass sie untreu werden. Der größte Unterschied zeigt sich bei notorischen Fremdgängern: 22 Prozent der männlichen Befragten haben bereits öfter als dreimal in der bestehenden Beziehung ihre Partnerin betrogen. Bei den Frauen beträgt der Anteil der Wiederholungstäterinnen hingegen nur 15 Prozent.
Auch wenn es sich beide Partner, der Betrogene und der Fremdgeher, noch so sehr wünschen: Nicht einmal ein einziger, kleiner, unbedeutender Seitensprung wird spurlos an einer Beziehung vorüber gehen. Wird er verheimlicht, wird der Gedanke daran zumindest im Hinterkopf des Betroffenen bleiben und in welcher Weise auch immer sein Verhalten und seine Denkweise verändern. Entscheidet sich der Seitenspringer trotz der Unbedeutsamkeit dazu seinen Fehler zu beichten, bedarf es eines toleranten Partners, der der Beziehung noch eine Chance gibt.
In beiden Fällen ist die Zukunft ungewiss, aber eines ist sicher: Ein Seitensprung bleibt ein Seitensprung. Nur keinmal ist keinmal.
[kate]
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Hallo,
in meinen Augen ist das Fremdgehen nur der Anfang vom Ende…..
Gerade der Wunsch nach dem, was man zu Hause nicht bekommt. Sex ist immer nur der körperliche Wunsch nach Befriedigung, was nichts mit Liebe zu tun hat!
z.b. Escortagenturen dienen zur Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse auch der Wunsch nach Liebe und Zuneigung kann dort befriedigt werden. Was aber nicht bedeutet, dass Mann zuhause diese Liebe nicht bekommt. Wünsche die unausgesprochen sind und in der Gesellschaft als verpöhnt gelten, sind aus diesem Grund nicht verboten.
Lassen wir den Menschen die Wahl, was Ihnen persönlich gefällt und geben Ihnen die Möglichkeit das auch auszuleben.