Genuss entsteht im Kopf – Duft, der durch die Nase steigt, Geschmäcker, die uns auf der Zunge zergehen und Bilder, die das Auge erfreuen – das Gehirn setzt die verschiedenen Eindrücke zusammen und erst gemeinsam mit den positiven Emotionen die dabei entstehen erleben wir den optimalen kulinarischen Genuss.
Wer kennt das nicht – ein wunderbares Essen mit Freunden, ein phantastischer Abend, das Menü ein Gedicht… Man fühlt sich rundum wohl! Doch manchmal ist es gar nicht so sehr das Essen an sich, sondern das Ambiente, das Rundum, die Vorfreude, die einen Abend unvergesslich machen – ans Menü kann man sich oft bald nicht mehr erinnern, an das Gefühl eines zauberhaften Abends sehr wohl – doch warum ist das so?
Vorfreude
Dass Vorfreude mitunter die schönste Freude ist, bewahrheitet sich nicht zuletzt rund ums Thema ‚Essen‘. Und jetzt wollen wir gar nicht von Einkaufs- und Kochvorbereitungen sprechen, sondern uns ganz und ausschließlich aufs Essen an sich konzentrieren.
Allerdings: das Schmökern in der Speisekarte, das Ambiente in einem feinen Lokal oder rund um eine Einladung in den eigenen vier Wänden, die Vorfreude, vielleicht noch ein guter Aperitif – mitunter geraten wir schon vor dem ersten Bissen in Euphorie.
Schuld daran ist das Molekül des Begehrens: Dopamin. Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, wenn wir etwas wollen, es weckt unsere Lust und verteilt sich über Nervenäste in jene Areale des Gehirns, die dann die tatsächliche Arbeit erledigen kurz gesagt: Die dafür zuständig sind, dass wir zugreifen und hinlangen, wenn uns etwas gefällt!
Dopamin
Der Neurotransmitter Dopamin ist ein Botenstoff. Er macht uns munter, weckt die Aufmerksamkeit, die Phantasie wird angeregt, Neugierde entfacht, Vorfreude entsteht…. Dopamin ist unser Antriebsmotor!
Dopamin, produziert im menschlichen Gehirn, wird oft als Belohnungsbotenstoff bezeichnet. Eine Art körpereigene Droge, die Glücksgefühle auslöst. Dopamin entsteht jedoch nicht nur im Kopf sondern wird auch in den Nebennieren, in der Bauchspeicheldrüse und von weißen Blutkörperchen produziert. Außerhalb des Gehirns agiert der Stoff aber hauptsächlich als Hormon und greift in Stoffwechselprozesse ein. Für die Euphorie ist einzig das im Gehirn produzierte Dopamin ausschlaggebend.
Dabei ist der Begriff ‚Belohnung‘ nicht exakt, denn die Ausschüttung erfolgt bereits im Vorfeld des ‚Events‘ . Schon wenn wir uns auf ein Erlebnis einstellen, uns darauf konzentrieren, und sich die Spannung dann unmittelbar vor dem angestrebten Ereignis positiv löst – also eigentlich noch vor der ‚tatsächlichen‘ Belohnung – kommt Dopamin ins Spiel.
Vorfreude, Neugier und Aufgeregtheit spielen hier eine entscheidende Rolle. Und das ist der Grund dafür, warum wir schon vor einem kulinarischen Erlebniss Glücksgefühle verspüren. Dopamin pusht – eventuell noch verstärkt durch einen Aperitif. Denn Alkohol führt zu verstärkter Dopaminausschüttung, was dem kleinen Drink vor dem Essen eine ganz neue Bedeutung zuweist.
Endlich essen – und mehr..
Sitzt man dann bei Tisch, ist man aber mit weit mehr Sinneseindrücken konfrontiert als dem reinen ‚Essen‘ zum Zweck des ‚Hunger-stillens‘. Wir sehen Essen am Nachbartisch oder Vorbereitungen in der Küche, wir hören Topfgeklapper und Gläsergeklirr, wir riechen bunte Aromen, wir fühlen Vorfreude und Hunger – rund ums Essen sind wir mit zahlreichen Sinneseindrücke konfrontiert.
All diese Informationen lösen in verschiedenen Arealen des Gehirns Aktivitäten aus, und die müssen erst einmal sinnvoll gebündelt werden. Und das Ganze ist dann weit mehr als die Summe seiner Einzelteile, die Vorstellung im Gehirn ist bunt und vielfältig und die Dopaminausschüttung wird durch die vielen Eindrücke erneut angeregt… kein Wunder, dass wir uns rundum wohlfühlen!
Die Wissenschaft meint, dass die Informationssynthese im orbitofrontalen Kortex stattfindet, in jenem Bereich der Großhirnrinde, der direkt über den Augenhöhlen liegt. Dort treffen sich Geschmacks-, Riech- sowie Gefühlsinformationen und stoßen auf Seh- und Hörimpulse.
Es geht aber nicht nur um analytisches Erkennen und Bewerten der Eindrücke – eine neutrale, sachliche Beschreibung eines Menüs würde keinen Gusto machen und keine Neugier wecken. Es geht eben auch um Emotionen, um Erinnerungen um positiv besetzte Erlebnisse in der Vergangenheit, die dann zum Abentuer im Kopf führen – ohne Emotionen wäre das alles nichts.
Essentieller Geruchssinn
Die Nase, als ‚Außenposten‘ des Gehirns mit Nervenzellen ist die erste Kontaktstelle – und naturgemäß fürs Riechen zuständig und auf Duftstoffe spezialisiert. Diese direkte Anbindung an den Kortex unterscheidet den Geruchssinn von allen anderen Sinnen, da er im Gegensatz zu allen anderen Sinnen keine ‚Kontrolle‘ passieren muss. Erregungen der Nase landen unmittelbar und direkt im Gehirn.
Gerüche sind emotionaler als alle anderen Sinneseindrücke, sie ‚gehen tiefer ins Herz als Töne oder Bilder‘, wie es britische Schriftsteller Rudyard Kipling so schön beschreibt. Gerüche wecken Stimmungen und Erinnerungen, sie rufen Emotionen hervor, und das Spektrum reicht hier vom bezaubernden Duftrausch bis zum abgrundtiefen Ekel hervorgerufen durch widerlichen Gestank.
Apropos: Was für den einen gut riecht, kann beim anderen auch Abscheu hervorrufen – sei es durch unterschiedliche Geschmacks- bzw. Geruchwahrnehmung, sei es durch Erinnerungen, die – bewusst oder unbewusst – mit Gerüchen assoziiert werden.
Grund für das unmittelbare Erleben ist die archaische Beziehung zwischen Riechzellen und Gehirn: Gerüche treffen uns unvermittelt und wir sind ihnen erbarmungslos ausgeliefert.
Genuss pur!
Essen als reine Nahrungsaufnahme und um den Hunger zu stillen ist eine Sache – und auch eine Art von Genuss, wenn auch sehr archaisch. Die Evolution belohnt Handlungen, die das Überleben sichern, und Dopaminausschüttung ist die Belohnung dafür, dass wir unseren Körper mit ausreichend Nahrung versorgen.
Wenn wir aber nicht nur um des Überlebens willen essen, sondern unser Essen wirklich genießen und uns auf das Abenteuer Genuss einlassen, dann sind auch jene Teile des Gehirns aktiv, in denen bewusste Wahrnehmung passiert. Bei diesem Prozess sind dann zusätzlich zu den Endorphinen Opioide im Spiel. Endorphine und Enkephaline heißen die relevanten Botenstoffe die dann für das rundum warme weiche Wohlgefühl sorgen.
Fazit: Sie wollen sich Gutes tun: Sorgen Sie für Genuss auf allen Ebenen! Und gutes, bewusstes Essen in stilvollem Rahmen mit netten Freunden ist Genuss pur! Leisten Sie sich diesen Luxus sooft es geht! Ihr Gehirn wird es Ihnen mit der Ausschüttung von Dopamin und Endorhinen danken!
[abo]
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