Pornofilme gibt es seit die Bilder laufen gelernt haben – also seit Anfang der Filmindustrie! Doch was zeichnet einen guten Pornofilm aus? Gibt es Kultpornos? Wir sagen JA – und präsentieren Ihnen fünf absolut sehenswerte Klassiker der Pornofilmindustrie!
Pornofilme haben genau ein Ziel: es geht um die sexuelle Stimulierung des Zusehers. Ein Pornofilm ist nichts anderes als die audiovisuelle Realisation von Sex über das Medium Film. Der sexuelle Akt steht im Mittelpunkt des Geschehens. Er wird explizit gezeigt mit detailiertem Blick auf primäre Geschlechtsorgane – die Handlung ist in den meisten Fällen ziemlich zweitrangig.
Pornographie ist also auf Zelluloid gebannte Sexualität – und Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass das Medium Film auch für die Zur-Schaustellung expliziter sexueller Handlungen dient.
Es gibt Pornos für Heterosexuelle und für Homosexuelle, für anal- und für oralfixierte, für Fetischisten jeder Art und sogar Angebote für Verbalerotiker, sogenannte ‚Audiopornos‘ oder ‚Intimhörspiele‘ haben ihre treuen Fans – hier ist der Ton wichtiger ist als das Bild.
Die Grenzen zwischen Kunst und Pornografie sind manchmal sehr leicht zu erkennen, doch manchmal verschwimmen sie auch. Was vor ein paar Jahren noch mit strengstem Jugendverbot belegt war, läuft heute zum Teil im Vorabendprogramm und so mancher Sexfilm aus den 60ern mutet heute harmlos an. Bei manchen Filmen musste sogar in mehreren Verfahren letztlich die Justiz entscheiden, ob sie gezeigt werden durften oder nicht – und das obwohl Filmkritiker den Film als ‚besonders wertvoll‘ klassifizierten.
Wie so oft liegt auch hier die Schönheit im Auge des Betrachters – also machen Sie sich selbst ein Bild!
Deep Throat
66 Minuten Zelluloid, gedreht 1972 an knappen sechs Drehtagen mit einem Minibudget von angeblich nur 25.000 USD, wurden Kult – von ‚Deep Throat‘ hat wohl jeder schon mal gehört. Angeblich hat der Film unglaubliche 600 Mio USD eingespielt. Deep Throat hat das vielzitierte ‚Golden Age of Porn‘ eingeläutet und war ein Meilenstein in der Geschichte der modernen Sexualität.
Deep Throat heißt übersetzt „tiefer Rachen“. Die Handlung ist rasch erzählt: Die junge Linda hatte noch nie einen Orgasmus – sie hat auch keine Klitoris – zumindest nicht da, wo Frauen sie normalerweise haben. Ein zu Rate gezogener Arzt entdeckt Lindas Geheimnis und ihren verschollenen Kitzler – in ihrer Kehle, ganz weit unten. Linda kann ihren Höhepunkt also nur durch Oralsex erreichen – je tiefer desto besser.
Die im Film ausgiebig dargestellte Sexualpraktik nennt man naheliegenderweise ‚Deepthroating‘ oder ‚Throatgagging‘ – begriffe, die heute im allgemeinen sexuellen Sprachgebrauch fest verankert sind.
Im Reich der Sinne
Im Reich der Sinne gilt seit 1978 nicht (mehr) als pornographischer Film, gleichwohl er mit Jugendverbot belegt ist. Es wird die Geschichte einer Beziehung erzählt, in deren Verlauf im Rahmen einer leidenschaftlichen Affäre und dem ausschließlichen Fokus auf Sex und Erotik zunehmend der Bezug zum Alltag verloren geht.
Protagonist Kichizo führt ein Geisha-Haus und mit Sada, einer der Dienerin und Prostituierten des Hauses, eine alle Tabus und Konventionen brechende sexuelle Beziehung, die unweigerlich ihrem tragischen Ende entgegensteuert. Die Story beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich 1936 tatsächlich so zugetragen habe.
In der japanisch-französischen Koproduktion geht es um sexuelle Besessenheit, Ekstase, Liebe und Tod. Das 1976 entstandene Werk war und ist umstritten. Regisseur Nagisha Oshima drehte den Film in Tokio, fertiggestellt wurde er aber in Paris, da kein japanisches Filmlabor bereit war, das Projekt zu übernehmen.
1976 wurde Ai no korida, wie der Film im Original heißt, bei seiner (geplanten) Premiere in Berlin von der Staatsanwaltschaft mit dem Argument, es handle sich um „harte Pornographie“, eingezogen. Nach langem Hin und Her und großem medialem Interesse erging im März 1977 schließlich ein Urteil, wonach es sich bei ‚Im Reich der Sinne‘ um keine Pornografie handle; im Januar 1978 bestätigte der Bundesgerichtshof diese Einschätzung endgültig.
Der Film wurde dann 1978 ungekürzt freigegeben und in deutschen Kinos präsentiert. Er erhielt letztlich von der deutschen Filmbewertungsstelle sogar das Prädikat „besonders wertvoll“, was beweist, wie schwierig es offenbar ist, Kunst und Pornographie zu differenzieren.
Une vraie jeune fille
Une vraie jeune fille – auf Deutsch hieß der Film ‚Ein Mädchen‘ – entstand 1976. Catherine Breillat verfilmte ihren eigenen Roman ‚Le soupirail‘ und sorgte mit ihrem provokanten Debütfilm für Aufregung.
Während der Sommerferien, die die 16 jährige Alice am Land bei ihren Eltern verbringt, entdeckt das Mädchen ihre Sexualität und lebt ihre Phantasien ungeniert aus. Alles in ihrer Umwelt scheint plötzlich mit Sexualität zu tun zu haben, diverse Alltagsgegenstände werden zu Masturbationshilfsmitteln und schließlich findet sie in einem einfachen Arbeiter das Objekt ihrer Begierde. Zunächst beobachtet sie ihn und verfällt in explizit sexuelle Tagträume, doch zunehmend reicht ihr das nicht mehr und sie setzt alle Hebel in Bewegung, um ihn zu verführen – was natürlich gelingt.
Der Film enthält ausgesprochen freizügige Szenen und wurde zunächst verboten; erst 1999 gelangte er zur Uraufführung.
Take off
Dieser amerikanische Film aus dem Jahr 1978 ist eine Porno-Interpretation des Werkes „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde – heute wird er von manchen Experten auch als ‚Pornoparodie‘ bezeichnet.
Ein ewiger Jüngling wird auf seinen erotischen Abenteuern durch sechs Jahrzehnte begleitet. Sein Wunsch nach ewiger Jugend ging in den 20ern rund um den Dreh eines kleinen Sexfilms in Erfüllung: seitdem altert nicht er selbst, sondern sein Alter Ego im Film – also er als Sexdarsteller – während er, ewig jung, diverse Sexabenteuer quer durch die Jahrzehnte und ihre wechselnden Moden durchlebt.
In Aussehen und Verhalten ähnelt die Hauptfigur Darrin Blue jeweils zeittypischen Hollywoodstars wie Humphrey Bogart, Marlon Brando oder James Cagney; Take off’s Anspielungen auf bekannte Filme sind unterhaltsam und regen zum mitraten an ohne dass der Film auf explizite Sexszenen verzichtet – ein Pornofilm, der Spaß macht!
xconfessions
Ein Projekt, das die weibliche Lust in den Mittelpunkt rückt und Sexualität aus Frauenperspektive betrachtet. Bei diesem via Crowfunding finanzierten Film aus dem Jahr 2013 geht es der Schwedin Erika Lust um ein neues Bewusstsein und eine Alternative zum Mainstream Porno. Ästhetik und Intimität werden in den Vordergrund gestellt und echte weibliche Phantasien filmisch dargestellt.
Interessierte hatten die Möglichkeit, ihre geheimen Phantasien und Sexgeschichten anonym zu berichten; Erika Lust setzte diese dann als Pornofilm um. Ihr Motto: „It’s time for porn to change“.
‚The good girl‘, ihr erster Kurzfilm aus aus dieser Reihe gewann beim international Erotic Film Festival von Barcelona (FICEB) 2007 gleich den ersten Preis – und das Projekt ging in die Fortsetzung. Noch heute verfilmt Lust sexuelle Fantasien von Frauen. Im Zug einer fortlaufenden Serie zeigt xconfessions Kurzfilme mit dem klar definierten Ziel, Frauenphantasien zu bedienen.
Auf xconfessions.com erzählen Nutzer laufend anonym von ihren verruchtesten Taten und schmutzigsten Phantasien. Aus diesen Beichten werden monatliche die jeweils zwei anregendsten erotisch inszeniert. Egal, ob es um Gruppensex, Rollenspiel, Fetisch, Bondage oder andere erotische Spielarten geht – hier bleibt kein Wunsch unerfüllt! Es besteht übrigens auch die Möglichkeit, ’seine‘ story selbst zu spielen. Riskieren Sie doch mal einen Blick..
[abo]
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