Transsexualität

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Gefangen in einem falschen Körper - Transsexualität hat in erster Linie mit der eigenen Identität zu tun

Gefangen in einem falschen Körper - Transsexualität hat in erster Linie mit der eigenen Identität zu tun

Körperlich eindeutig einem Geschlecht zuzugehören, sich aber nicht so zu fühlen – kaum vorstellbar für die meisten Menschen. Das ständige Gefühl „anders“ zu sein und doch dem Erwartungsdruck der Familie und auch der Gesellschaft gerecht zu werden ist für viele transsexuelle Menschen ein großes Problem. Zur allgemeinen Verwirrung gesellen sich dann noch psychische Probleme und sexuelle Sorgen.

Laut WHO ist Transsexualität eine Form der Geschlechtsidentitätsstörung, die auf Menschen zutrifft die eindeutig einem Geschlecht zugehören, sich aber als Angehöriger des anderen Geschlechts empfinden und auch danach streben sich körperlich diesem Geschlecht anzunähern.

Transsexuelle lehnen ihr Geburtsgeschlecht, dessen Merkmale und Rollenanforderungen ab. Das Gefühl ein „Irrtum der Natur“ zu sein, oder „im falschen Körper“ zu stecken führt zu dem Wunsch sich durch hormonelle beziehungsweise operative Eingriffe dem anderen Geschlecht so weit wie möglich anzugleichen.

Seit der Antike sind Menschen bekannt die ihr Geschlecht wechselten. Da die medizinischen Möglichkeiten bis zum 20. Jahrhundert nicht gegeben waren, umfasste dieser Wechsel nur das Verhalten beziehungsweise Aussehen. So „verkleideten“ sich Männer als Frauen und umgekehrt. Man unterschied nicht zwischen Transvestismus und Transsexualität. Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Transsexuelle als psychisch Kranke angesehen und unter anderem mit Elektroschocks „therapiert“. Als die ersten Operationen möglich waren, verteufelten religiöse Gruppen die Geschlechtsumwandlung (USA), Krankenhäuser konnten nicht länger operieren und die Betroffenen mussten für den Eingriff ins Ausland reisen. Erst ab 1966 wurden in den USA fachspezifische Kliniken eingeführt.

Ursachen

Die Ursachen für diese Geschlechtsidentitätsstörung sind unbekannt. Es entwickelte sich die Theorie, Transsexualität hätte psychische Ursachen. Man kam jedoch zu keinem Ergebnis. Es wird auch eine Kombination von psychischen und physischen Ursachen für möglich gehalten als auch hormonelles Ungleichgewicht während der Embryonalentwicklung.

Wann macht sich Transsexualität bemerkbar?

Viele transsexuelle Menschen hatten schon während ihrer Kindheit das Gefühl „anders“ zu sein. Ist das Gefühl bereits im Kindesalter vorhanden, so leben doch die meisten Kinder ihre geschlechterspezifische Rolle. Der Druck der von außen auf das Kind ausgeübt wird ist auch bei Jungen meistens stärker als bei Mädchen.

Oft entstehen diese Gefühle auch erst in der Pubertät oder im Erwachsenenalter. Der psychische Druck ist vor allem während der Pubertät enorm groß und nimmt immer weiter zu. Während andere Jugendliche erste sexuelle Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machen, fühlen Transsexuelle oft eine große Verwirrung bezüglich des eigenen Geschlechts. Die Angst vor der Reaktion des Umfeldes und der Gesellschaft führt dazu, dass es oft Jahre dauert bis sie sich outen und anfangen ihre Sexualität zu leben.

Therapie

Es gibt keine Therapie um diese „Krankheit“ zu heilen. Die beste Lösung ist, eine Strategie zu finden, durch die der Betroffene besser mit seiner Transsexualität umgehen kann und auch seine Leben nach seinen Vorstellungen gestalten kann.

Meistens werden medizinische Vorkehrungen getroffen um dem Wunschgeschlecht näher zu kommen. Die Bezeichnung Geschlechtsumwandlung ist jedoch falsch, da man spezifische Geschlechtsmerkmale nicht in die des anderen Geschlechts umwandeln kann. Hormontherapie und geschlechtsangleichende Operationen dienen dazu, das Erscheinungsbild des Menschen zu verändern. Geschlechtshormone des anderen Geschlechts werden hinzugefügt und die eigenen unterdrückt.

Bei Transfrauen verlagert sich das Körperfett zur Brust und zu den Hüften. Das Bartwachstum wird kaum beeinflusst weswegen eine Epilation des Bartes notwendig ist. Die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt durch Muskelabbau und die Libido geht meist zurück. Meistens ist eine Hormontherapie zur Brustvergrößerung nicht ausreichend weswegen chirurgische Maßnahmen hinzugezogen werden. Der Penis und die Hoden werden entfernt und eine künstliche Vagina gebildet.

Bei Transmännern verlagert sich das Fettgewebe von der Hüfte zur Taille, die Muskulatur nimmt zu und die Leistungsfähigkeit steigt. Der Bartwuchs setzt ein und oft nimmt auch die allgemeine Körperbehaarung zu. Operative Maßnahmen sind meist die Entfernung der Brust und der weiblichen inneren Geschlechtsorgane um dem steigenden Risiko von Krebs durch die Hormonbehandlung entgegenzuwirken. Es besteht die Möglichkeit eines künstlichen Penis, da dieser aber noch stark eingeschränkt ist, verzichten viele auf diesen Eingriff.

Der endgültige Wechsel des Geschlechts kann zu großen sozialen Problemen führen. Häufig zerbrechen Partnerschaften, Familienstreitigkeiten entstehen und es kann zum Verlust des Arbeitsplatzes kommen. Letzteres passiert aber immer seltener da der europäische Gerichtshof die Kündigung eines Menschen wegen eines Geschlechterrollenwechsels zur verbotenen Diskriminierung zählt. Auch Eltern Betroffener sind mittlerweile toleranter und Kinder verkraften den Wechsel eines Elternteiles meistens besser als erwartet.

Dennoch wird Transsexualität von vielen Menschen als sündhaft, teuflisch oder krankhaft angesehen. Transgender Personen müssen ihr ganzes Leben für Akzeptanz kämpfen und sind in der Psyche oft labil und anfällig. Der Umgang mit transsexuellen Menschen verlangt viel Sensibilität und eine offenere und tolerantere Gesellschaft.

[andreber & red]

Linktipps:

    www.dgti.org – Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität
    Verein für TransGender Personen (Österreich)
    Transsexualität: Magnus-Hirschfeld-Institut für Sexualwissenschaft
    Links zum Thema Transgender im Open Directory Project (DMOZ)

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