Weißbier ist die bayrische Bezeichnung für Weizenbier, aber Weizen- oder Weißbier sind ein und dasselbe. Der Unterschied liegt nur in minimalen regionalen Verschiedenheiten. Doch seit wann gibt es Weizenbier? Was unterscheidet es von anderen Biersorten? Lustvolle-Liebe hat für Sie recherchiert.
Bier gibt es seit Jahrtausenden, und es wurde nicht, wie weit verbreitet, erst im Mittelalter von Mönchen erfunden. Die Geschichte des beliebten Durststillers ist uralt, und das Urbier war – ein Weizenbier!
Das erste Bier
Vor etwa 10.000 Jahren wurde das Bierbrauen in und rund um Mesopotamien entdeckt – wie so oft im Leben mehr oder weniger durch einen Zufall: Üblicherweise wurde damals Getreide, um es essbar zu machen, gestampft. Und wie es der Zufall so will, entdeckte ein ‚fauler Stampfer‘, der seinen Brei schlichtweg zu lange stehen ließ, dass sein Brei zu gären begann.
Die offenbar instinktive Lust auf Alkohol war geweckt, und schließlich ward nach einigem Experimentieren das erste Bier geboren.
Weizenbier – das älteste Bier der Welt
Weizenbier ist somit das älteste Bier der Welt, erzeugt von den Babyloniern. Bier war Weizenbier – und Punkt! Wobei das eine etwas unexakte Behauptung ist, gärte damals doch nicht Weizen, sondern eine Art Vorläufer des Getreides – „Emmer’ genannt.
Wieso das Weizenbier auch “Weißbier” genannt wird, dafür gibt es mehrere Theorien. Einerseits hat rein etymologisch das Wort “Weiß” seinen Ursprung im „Weizen“. Die Bezeichnung Weißbier könnte aber auch daher kommen, dass Weißbier-Brauereien traditioneller Weise einen weißen Anstrich hatten.
Am Wahrscheinlichsten ist aber wohl, dass sich die synonyme Bedeutung von Weizenbier und Weißbier aus der früheren Farbe des Weizenbieres begründet: die ersten Weizenbiere waren nämlich im Unterschied zu heute sehr hell.
Für die frühe Bierherstellung war Weizen als Grundbestandteil ideal: Durch die bis heute bei der Weizenbierherstellung eingesetzte obergärige Hefe waren Temperaturen um die 20°C notwendig, was den Vorteil hatte, dass auch ohne Kühlanlagen nahezu ganzjährig Bier produziert werden konnte.
Obergäriges und untergäriges Bier
Obergärige Hefe arbeitet zwischen 15 und 20° Celsius. Die Hefezellen werden von dem entstehenden Kohlendioxid nach oben gedrückt; nach dem Brauvorgang schwimmt die Hefe oben auf dem Sud und lässt sich leicht abschöpfen. Die Vergärung vollzieht sich bei obergäriger Hefe schneller als bei untergäriger Hefe.
Biersorten mit obergäriger Brauweise sind neben dem Weizen- bzw. Weißbier beispielsweise auch das ‚Kölsch‘ oder das ‚Alt‘.
Untergärige Hefe braucht es kühler; Temperaturen von 4 bis 9° max. 14° Celsius sind notwendig. Da sich die Hefezellen bei niedriger Temperatur jedoch nicht verbinden, sinken sie im Lauf der Gärung nach unten und setzen sich am Boden des Braukessels ab.
Spätes Weißbier Revival
Durch die ‚Braukonkurrenz‘ rund um die untergärige Hefe einerseits, sowie ein im 16. Jahrhundert in Bayern erlassenes Gebot, kein Bier aus Weizen herstellen zu dürfen – man wollte gewährleisten, dass genügend Weizen für die Herstellung von Brot zur Verfügung steht – ist Weizenbier immer weiter ins Abseits geraten.
Auch als das ‚Weizenbierverbot‘ später wieder aufgehoben wurde, erfolgte lange kein ‚Revival‘ des ‚Urbiers‘. Das Voranschreiten moderner Brautechniken und die Erfindung von Kühlhäusern führten dazu, dass untergärige Biere immer leichter produziert werden konnten.
Der Konsum von Weizenbier war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein rückläufig. Erst in den letzten Jahrzehnten hat das Weizenbier wieder an Popularität gewonnen. Allen voran Bayern, aber auch Baden-Württemberg gelten heute als “Weißbierhochburgen”, doch auch in Österreich werden hervorragende Weizenbiere erzeugt.
Hefeweizen, Kristallweizen, Steinweizen, Weizenbock…
Weizenbier gibt es in allen möglichen Ausprägungen: hell, dunkel, klar, naturtrüb, leicht und sogar alkoholfrei, aber auch als Starkbier. Voraussetzung, um als Weizenbier deklariert zu werden, ist die Verwendung von mindestens 50% Weizenmalz. Hier die wichtigsten Sorten:
Hefeweizen
Das Hefeweizen, auch naturtrübes Bier genannt, ist das bekannteste Weizenbier. Es handelt sich, um ungefiltertes, eben “naturtrübes” Bier, wobei die Trübung durch die eingesetzte Hefe entsteht. Bierexperten riechen und schmecken aus einem ‚Naturtrüben‘ fruchtige Aromen, wie Apfel, Birne oder Banane aber auch Nelke heraus.
Kristallweizen
Kristallweizen ist die gefilterte Variante des Hefeweizens. Fans des Kristallweizens behaupten, dass sich durch die Filterung die Aromen im Bier besser entfalten können.
Das Kristallweizen wurde früher auch “Champagnerweizen” genannt, da es ebenso wie der berühmte Schaumwein hell, klar und spritzig ist. Mit dem Schutz der Bezeichnung “Champagner” für französische Schaumweine gerät diese Bezeichnung aber immer mehr in Vergessenheit.
Dunkles Hefeweizen
Das dunkle Hefeweizen ist ein Kennerbier und nicht sehr stark verbreitet. Es zeichnet sich durch einen malzigen, karamellartigen Charakter aus und überzeugt seine Liebhaber mit stark ausgeprägter Fruchtigkeit.
Tipp: Ein dunkles Weizen ist ein hervorragender Begleiter für süße Desserts
Weizenbock
Das Weizenbock gehört zu den Starkbieren. Bockbiere sind meist untergärige Biere, doch auch aus Weißbier lässt sich ein Starkbier herstellen. Das Weizenbock besitzt ein noch fruchtigeres Aroma sowie einen erhöhten Alkoholgehalt von 7-10 Volumprozent.
Steinweizen
Das Steinweizen entstammt einer uralten Brauweise, die heutzutage kaum noch verfolgt wird. Bevor es zum Einsatz von Kupferkessel kam, wurde die Maische in großen Holzkübeln gegärt, in welche große, auf 600°C erhitzte Steine gelegt wurden, um den Prozess zu beschleunigen. Um diese heißen Steine herum karamellisierte die Maische und entfaltete dadurch eine feine schokoladige Note.
Daten und Fakten zum Weizenbier
- Farbe: Kristallklar oder hefetrüb, je nach Typ hell oder dunkel
- Stammwürze: 11-14 %
- Alkoholgehalt: 5-6 Vol.%
- Bitterkeit: 18 – 28 IBU (International Bitterness Units: fein bis ausgewogen bitter)
- Gärung: Obergärig
- Trinktemperatur: 7-9°C
- Bierglas: Weizenglas
Weizenbier richtig trinken
Weißbiergläser
Weißbier wird in besonders geformten hohen, schlanken Gläsern, auch „Weißbierstutzn“ oder Weizenglas genannt, ausgeschenkt. Die Form des Glases hat den Sinn, dass die Kohlensäureperlen möglichst lange durch das Getränk nach oben steigen können und es lange frisch und spritzig halten. Der verstärkte Glasboden wiederum dient dazu, mit dem zarten Bierglas dennoch kräftig anstoßen zu können.
Einschenken
Zuerst müssen die Gläser mit kaltem Wasser ausgeschwenkt werden, um die starke Schaumentwicklung von Weißbier unter Kontrolle zu halten – hier sind sich die Experten noch einig.
Doch dann scheiden sich die Geister: es gibt zwei unterschiedliche – gegensätzliche – Auffassungen, wie man das Weißbier korrekt einschenkt: vorsichtiges, langsames Einschenken während man das Glas schräg hält oder rasches Umstülpen der Flasche ins Glas. Probieren Sie doch einfach selbst aus, welche Variante Ihnen mehr liegt.
Dann wird das Bier eine Weile stehen gelassen, bis sich der Schaum ein bisschen gesetzt hat. Erst dann wird vorsichtig nachgegossen, um die fürs Weißbier typische feste Schaumkrone zu erhalten: Den letzten Bierrest in der Flasche vor dem finalen Eingießen schwenken, damit sich die am Flaschenboden abgesetzte Hefe löst und noch mit ins Glas gelangen kann.
Tipp: Übermäßiges Schäumen beim Einschenken von Weizenbier kann verhindert werden, wenn man die Flasche beim Einschenken so hält, dass die Hefe unten liegt und erst am Ende des Einschenkprozesses aufgewirbelt wird.
Weizenbier – wozu passt es?
Weißwürste und Weizenbier – ja, das geht immer! Weißbier passt aber auch gut zu scharfem Essen, da die relativ starke Süße des Getränkes die Schärfe der Speisen abmildert. Da sich die strengen Konventionen aber immer mehr aufweichen, und erlaubt ist, was schmeckt, empfehlen wir Ihnen einfach auszuprobieren, welche Kombination Ihrem Gaumen am Meisten schmeichelt.
Zitrone – ja oder nein?
Der ursprünglicher Sinn der Zitronenscheibe im Weizenbier: Hefe, die sich am Flaschenboden des Weizenbiers abgesetzt hat, hatte vor der Verfeinerung der Braumethoden meist einen recht bitteren Geschmack. Man versuchte tunlichst, sie nicht ins Glas zu bekommen. Nur wenn versehentlich doch Hefe mit ins Glas kam, gab man eine Zitronenscheibe zu, um den Geschmack der bitteren Hefe zu neutralisieren.
Heute ist es nicht mehr üblich, Zitronenscheiben ins Weizenbier zugeben. Sie verfälschen einerseits den Biergeschmack und zerstören die schönste Schaumkrone. Aber Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Falls Sie also Lust auf eine Zitronenscheibe im Weißbier haben: tun’s Sie’s doch einfach!
[abo]
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