Hochprozentig, klar, geschmacksneutral – Wodka (eigentlich: Vodka) gilt weltweit mittlerweile als beliebtester Schnaps. Nicht nur Finnen, Schweden, Polen und Russen schätzen das „kleine Wasser“ – so die wörtliche Übersetzung des slawischen Wortes Vodka -, auch in den Bars von Hongkong, Singapur und Tokio schwört man auf Wodka, gleich ob als Basis für Cocktails und Longdrinks oder pur als klassischen Digestif.
Bemerkenswert wenn man bedenkt, dass die farblose Spirituose mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent beinahe geschmacksneural ist. Noch bemerkenswerter ist, dass gerade diese Eigenschaft die höchst prämierten Vertreter besonders auszeichnet. Je neutraler der Geschmack, je weicher der Abgang, desto höher wird die Qualität eines Wodkas eingeschätzt. Dass ausgerechnet ein Produkt aus Österreich diese Eigenschaften am besten in sich vereint ist nur auf dem ersten Blick überraschend. Jedenfalls kommt der weltbeste Wodka nun ganz offiziell nicht aus Russland oder Schweden sondern aus dem niederösterreichischen Mostviertel.
Wodka – edles Hochprozentiges
Die „International Wine and Spirits Competition“ prämierten den Wodka von Josef Farthofer aus Öhling in Niederösterreich tatsächlich als besten Wodka der Welt 2012. Farthofer, der seinen Wodka aus Bio-Weizen herstellt und ihn daher auch als Bio-Wodka vermarkten darf, wird damit dennoch nicht die Bars der Welt erobern und ganz sicher nicht in den Regalen von Supermärkten zu finden sein. Denn dort regieren die großen Spirituosenkonzerne mit Marken wie Absolut, Smirnoff oder Stolichnaya.
Und der Markt ist hart umkämpft, denn Wodka ist die meistgetrunkene Spirituose der Welt, mit keiner anderen Spirituose der Welt kann mehr Geld verdient werden. Einige Zahlen, Daten und Fakten dazu: Ein Liter reiner Alkohol kostet cirka einen Euro, dieser wird dann noch mehrfach destilliert, gefiltert und mit Wasser verdünnt bis er schließlich als Wodka in den Handel kommt. Die Produktionskosten pro Flasche (0,75 l) liegen dann bei etwa 1,50 EUR dazu kommen natürlich noch die Kosten für Werbung und Marketing. Verkauft werden die Standardprodukte der bekannten Marken dann zwischen 10.- und 45.- Euro.
Es zeigt sich ganz deutlich, dass herkömmlicher Wodka ein reines Marketing-Produkt ist. Verkauft wird ein Image, vermittelt wird ein Lifstyle – damit kann wunderbar verdient werden.
Wodka – eine klare Sache
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass Wodka ausschließlich aus Erdäpfeln (Kartoffeln) gebrannt werden darf, kann er aus den unterschiedlichsten Rohstoffen hergestellt werden. Voraussetzung ist lediglich, dass das Grundprodukt ausreichend Kohlenhydrate enthält, die dann in Zucker und weiter im Verlauf der Vergärung in Alkohol umgewandelt werden. In Russland wird das Wässerchen in der Regel aus Getreide – zumeist Roggen – gebrannt. In Polen (das übrigens die Erfindung des „Vodka“ für sich reklamiert) wiederum sind tatsächlich Erdäpfel traditionell das Grundprodukt. Aber selbst Mais oder Zuckerrohr werden zuweilen für die Produktion herangezogen.
Häufigster Grundstoff aber ist Getreide, wobei Roggen als bester Rohstoff für die Wodkaherstellung gilt. Was Wodka von anderen Schnäpsen unterscheidet ist aber nicht etwa der Ausgangsstoff, vielmehr ist es die Filtration. Diese wird zumeist mit Aktivkohle durchgeführt und entzieht dem Destillat die sogenannten Fuselöle, die wiederum für Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Je öfter Wodka filtriert wird, desto „edler“ soll er sein – angeblich.
Josef Farthofer allerdings bestreitet die Notwendigkeit der Filtration, diese sei nur bei industrieller Produktion notwendig. Denn dort kämen mit dem sogenannten Nachlauf auch die unangenehmen Geschmacksnoten in den Wodka, die dann eben ausgefiltert werden müssten. Bei seinem Wodka wird nur das sogenannte „Herzstück“ verwendet – jener Teil der durch Verwendung einer Destillationskolonne auch ohne Filtration einen sehr hohen Reinheitsgrad aufweist. Dannach wird der Wodka, der in unverdünntem Zustand noch aus 80 Volumsprozent besteht mit klarem Wasser gemischt und enthält so fast nur noch reines Wasser und Ethanol.
Auch wenn allgemein behauptet wird, dass die Qualität des Filterprozesses entscheidend für den verbleibenden Geschmack des Endproduktes und damit auch dessen Preis ist, wird klar, dass auch der Qualität des Wassers eine besondere Bedeutung zukommt.
Pur oder gemischt: Luxory Vodkas & Premium Wodkas
Egal wie man den klaren Schnaps letztlich schreibt oder betitelt, Fachleute bestätigen, dass die Konsumenten gerne Alkohol trinken, der geschmacksneutral ist. Allerdings in den seltensten Fällen pur. Ein Widerspruch? Ja und nein, auch wenn das „hochprozentioge Nichts“ (© „Die Welt“) sehr neutral im Geschmack ist, so eignet es sich dadurch um so besser als Basis für Mixgetränke. Und Wodka hat die Fähigkeit Aromen hervorzuheben und ist daher ein guter Essensbegleiter. Er harmoniert mit Caviar, Krustentieren und verschiedenen Fischgerichten. Besonders gut passt er zu geräuchertem Lachs, zu Heringen und anderen salzig eingelegten Speisen ist er ein guter Begleiter.
Hochpreisige Wodkas für den puren Genuss sind jedenfalls der letzte Schrei im Getränkegeschäft. Egal ob Grey Goose Vodka, das schicke Wodka-Label aus Frankreich (aus dem Bacardi-Konzern), oder das Edelprodukt Stolichnaya Elit Ultra (die Flasche kostet schlanke 65.- Euro), Designer-Wodkas der Premiumklasse verkaufen sich prächtig. Tatsächlich ist es derzeit ein regelrechter Trend Wodka pur zu trinken. Reines hochprozentiges Nichts findet als „Luxus- oder Designer-Wodka“ reissenden Absatz. Auch wenn das Ergebnis beinahe aromafrei ist, werden die Ausgangsprodukte immer hochwertiger und die Destillationsverfahren immer aufwendiger. Gepusht mit modernsten Marketingmethoden werden Luxury-Vodkas um teures Geld an die mehr oder weniger betuchte Klientel verhökert. Legendär ist die Kampagne des schwedischen Absolut-Vodkas, dabei ist die Marke in Besitz von Pernod Ricard nur die Nummer zwei im Wodka-Business. Die absolute Nummer eins ist Smirnoff, die wertvollste Spirituosenmarke der Welt. Sie wird witzigerweiße in den USA (!) produziert und gehört Diageo, dem weltweit größten Spirituosenkonzern mit Sitz in London.
Diese Konzerne binden Bars und Lokale vertraglich an ihre Produkte, andere Wodka-Marken sind dort dann tabu. Dafür erhalten die Betriebe die komplette Ausstattung – von Gläsern, Bar-Equipment bis hin zu Dekomaterial und Getränkekarten – quasi frei Haus mit.
Und wem das klare Wässerchen dann doch zu fad schmeckt, der greift auf einen der zahlreichen aromatisierten Wodkas zurück: Grasovka Bison etwa enthält ein Extrakt aus dem Halm des Büffelgrases, Absolut Paears wiederum will mit dem klaren Aroma saftiger Birnen überzeugen.
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